Gegen Angst und schlechte Laune: Positive Gefühle durch Körperhaltungen

Man sagt: Wenn der Geist und die Seele ein Problem nicht lösen könnten, springe der Körper als Ratgeber ein. Wir vergessen häufig, was für ein starkes und selbstbestimmtes Konstrukt unser Organismus ist. Der Körper ist eine gute Hilfe und hat mit seinen Kräften ganz natürliche Tipps in Form von Impulsen gegen Angst und negative Stimmungen. Schon kleinste Änderungen in unserem Körper können eine große Wirkung haben. Nehmen wir nur einmal schlechte und gute Neuigkeiten, stressige oder entspannte Tage: Jedes Ereignis steuert unsere Hormone und somit unsere mentale Verfassung.

Jetzt, wo der windige und feuchte Herbst und der kalte Winter vor der Tür steht, die Muskeln Wärme und Entspannung brauchen, statt Anspannung und Verkrampfung durch Kälte, kann folgender Artikel Abhilfe schaffen, um für gute Laune trotz stürmischer Zeiten zu sorgen.

Wie der Körper, so der Geist:

Wie veränderte Körperhaltungen gegen Angst und schlechte Stimmungen helfen

Nicht umsonst sagt man, dass sich Stress vorwiegend in einer verspannten Schulter-, Rücken- und Nackenmuskulatur zeigt, aber auch in Verdauungsstörungen und einer belasteten Schilddrüse. Die Letzteren wirken besonders stark auf die Stimmung von Menschen ein. Denn die Schilddrüse als Regulator der Stresshormone und Sexualhormone reagiert augenblicklich und sorgt bei Ungleichgewicht für Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen, Deprimiertheit, Wut, Angst und sogar Panik. Auch der Darm, wie wir spätestens seit Gulia Enders Buch Darm mit Charme: Alles über ein unterschätztes Organ wissen, sendet augenblicklich Signale des Unwohlseins an das Gehirn, welches dann reagiert: mit schlechter Stimmung.

Psychologen wissen schon lang von der Wirkung einiger Körperhaltungsänderungen auf die Psyche: schlechte Stimmungen, Angst und Trauer seien die Ergebnisse. Nun hat Amy Cuddy, eine Sozialpsychologin der Universität, in einer Studie Näheres herausgefunden. Die Erkenntnisse machen ausnahmsweise die Situation und Ursache völlig unwichtig, dafür aber die Selbstwirksamkeit des Menschen machtvoll.

Amy Cuddy und die Macht unseres Körpers

Sie untersuchte die Auswirkung von Körperhaltungen mit geringem und weitem Raum hormonell und konnte so aufzeigen, dass unsere Stresshormone durch bestimmte Haltungen enorm beeinflusst werden. Mit geringem Raum meint Cuddy wenig platzeinnehmende, machtlose Körperhaltungen, mit denen man sich “klein macht”, in jeden Raum und jede Ecke “hineinpasst”. Sie signalisieren Enge und damit Angst. Mit weitem Raum wiederum beschreibt sie jene Haltungen, die viel Platz einnehmen und brauchen, ganz natürliche Autorität und Stand zeigen.

Durch diese Haltungen ändert sich die Zusammensetzung unseres Blutes und da liegen die Ursachen, gleich welche Situation den Stress oder gar Angst auslöste: Denn je mehr Cortisol und Noradrenalin im Körper vorhanden ist, desto unruhiger und  gestresster fühlen wir uns – bis hin zu Niedergeschlagenheit, Erschöpfung, Müdigkeit, Angst und sogar Panikattacken. Je mehr Testosteron wir hingegen im Blut haben, desto mutiger und vertrauensvoller sind wir.

Nimm dir den Platz, den du brauchst: “Enhancement positions”

Amy Cuddy fand in ihren Experimenten heraus, wie und vor allem dass wir unsere Stresshormone durch bestimmte Körperhaltungen beeinflussen können. Diese nennt sie “kraftvolle” Machthaltungen (high power postures). Sie sind offen, weit und gelassen. Sie nehmen Platz ein, statt Platz zu sparen oder sich einzuengen. Im Gegensatz dazu benannte sie Körperhaltungen, die geschlossen sind, als “kraftlos” (low power). Sie zeigen Anspannung und beschränken die körpereigene Kraft auf einen geringen Platzverbrauch. Das Bild verdeutlicht einige Haltungen, wobei die obere Reihe fünf machtvolle, und die untere Reihe fünf machtlose Haltungen darstellt.

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Sie bat die Teilnehmer ihrer Studie, sich jeweils in diese zwei Gruppen aufzuteilen. Eine Gruppe nahm eine kraftvolle Haltung ein, die andere eine kraftlose. Sie stellte dann fest, dass die erste Gruppe einen hohen Testosteronwert, aber geringen Cortisolwert hatte. Die Probanden waren somit mutiger und gelassener.

Den entgegengesetzten Effekt fand sie bei der zweiten Gruppe, die einen hohen Stresshormonspiegel zeigten und nur einen geringen Testosteronwert: der beste Weg, um Angst auszulösen.

Damit bewies sie, dass kraftvolle, offene und eher als männlich attributierte Körperhaltungen die Stimmung verbesserten, weil Stress reduziert wurde und somit auch Niedergeschlagenheit und Angst. Dafür kehrte Vertrauen und Mut ein.

In einem weiteren Experiment untersuchte sie die Anwendung dieser Körperhaltungen vor wichtigen Situationen wie Vorstellungsgespräche. Nahmen die Menschen vorher zur Einstimmung eine kraftvolle Haltung ein, fühlten sie sich während des Gesprächs sicherer und machten sich weniger Sorgen. Sie signalisierten (mit) ihrem Körper, dass sie für die Stelle geeignet waren. Nahmen sie jedoch eine geschlossene, kraftlose Haltung ein, stiegen die Sorgen und es stellten sich Symptome von Angst, Unsicherheit, starke Nervosität und ein geringes Selbstbewusstsein ein. Betroffene fühlten sich wenig geeignet für die Stelle, sie hatten Angst und drückten das mit ihrer Körpersprache auch aus.

Das lässt sich auf unser gesamtes Leben beziehen: von frühs in der Bahn, wenn die Menschen sich in den Wagon drängen bis hin zu Dates und anderen belastenden Situationen. Wer sich die Zeit für seinen Körper und seine Haltung nimmt, bewirkt so auch nachhaltig, dass kleinere, herbsttypische Depressionen, Angst und sogar Panikattacken ausbleiben könnten. Denn so wie Gedanken Platz brauchen, braucht auch der Körper Platz. Wer jedoch sein Leben “passend” auf engem Raum, mit geschlossener Haltung führt, signalisiert seinem Körper, dass so auch der Geist bestellt sein müsse. Dabei wollen wir doch alle das Gegenteil: ein Leben ohne negative Gedanken, mit guter mentaler Gesundheit, ohne Angst und erst recht ohne Panikattacken.

Amy Cuddys Experimente zeigen uns, dass uns unser Körper dabei eine große Hilfe sein kann, wenn wir ihm erlauben, für unsere Gesundheit da zu sein.

Im folgenden TED Talk spricht sie über diese Macht von Körperhaltungen:

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von www.ted.com zu laden.

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Ich freue mich auf eure Kommentare und Feedback, ob euch dieser Artikel eine Hilfe war!

Viele entspannte und herbstliche Grüße,
Janett

Coach für Frauen und Männer bei Ängsten

Janett Menzel

Mentorin | Life & Love Design

Expertin für Bindungsangst und Kommunikation in Partnerschaften, Emanzipationswunden, transgenerationale Muster, Wer bin ich? Wer will ich sein? (Identitätsbildung), dysfunktionale Familien (Mutter- und Vaterwunden), Hochbegabung – Hochempathie – Kreativität & Angst, Trainerin für individuelle Meditationen und Tiefen-Entspannungstechniken. Anfragen und Beratungen >>

1 Kommentar

  1. So ein spannender TED-Talk, ein interessantes Thema. Im Grunde macht diese Herangehensweise Sinn. Wenn Stimmung Einfluss auf unsere Körperhaltung nimmt, warum sollte es nicht auch anders herum gehen? Immerhin wird oft empfohlen, einfach mal zu lächeln, wenn einem absolut nicht danach ist – damit die Stimmung sich wieder hebt.
    Der Tipp wird also auf alle Fälle ausprobiert!

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