Du brauchst keine psychischen Probleme, um Angst haben zu dürfen

 

Schau dir die vielen Menschen im Netz an, die dir erklären wollen, wie du im Netz Geld verdienst, um irgendwo in der Südsee mit dem Laptop auf dem Schoß darüber zu sprechen, wie man im Internet von der Südsee aus Geld verdient. Pure Provokation. Bei den meisten ist viel Lüge dabei, aber die Sehnsucht springt an. Sie entzündet sich bei dem Gedanken, die wir alle teilen: totale Freiheit und innerer Frieden. Sein dürfen und machen, was wir uns erlauben (wollen). Und ich sterbe beinahe jedes Mal vor Neid, wenn ich einen Menschen kennenlerne, der genau das macht und sich genauso verhält, wie sich ALLE Menschen auf dieser Welt verhalten müssten. Weil sie es dürfen. Eigensinnig und selbsterhalten. (Das Wort gibt es nicht, ich weiß.)

Wir stünden zu uns selbst. Ohne Diskussion. Wir stünden für unsere Gefühle und Sehnsüchte ein. Stattdessen grämen wir uns in Selbstmitleid und Scham, Traurigkeit und Furcht, freuen uns höchstens über das, was uns erlaubt wurde, wagen nicht zu viel und fühlen zu wenig: Würden wir uns alle Gefühle erlauben und einen Pfiff drauf geben, was der Gegenüber denkt und möchte, dann gäbe es in meinen Augen weder Stress, depressive Verstimmungen noch Angst oder Panik. Es gäbe keinen Kampf, keine Mühe. Jeder würde sich dort einfügen, wo er glaubt, hinzugehören. Jeder würde aufblühen und investieren, was ihm bei seiner Geburt an Genie gegeben wurde.

Achtsamkeits- und Bewusstseinslektionen, Stille-Retreats, Schweigeklöster, Meditationen und Yoga, Schwimmen mit Delfinen, Schreiben, Atemtechniken, Ausmalbücher für Erwachsene: Alle diese angesagten Methoden wollen darauf hinweisen, dass wir zurück in unsere Körper müssen, um Raum für unsere Gefühle zu schaffen – in der Hoffnung, uns wieder mit ihnen verbinden zu können. Hineintauchen in unsere Welten, in denen wir eigene Meinungen und Wünsche wiederentdecken und in ihnen schwimmen dürfen. Weg mit Leistungsoptimierung. Weg mit Schubladendenken und fremdgesteuerten Gefühlen.

In meinen Augen ist die Zeit gekommen, um zu verstehen, dass wir weder Stress-Ängste noch Zeiten emotionaler und psychischer Burn-outs brauchen, um Angst und Trauer haben zu dürfen. Die Zeit ist reif, um uns an unsere ureigenen Gefühle zu erinnern, statt andere dazu zu bekommen, uns zu mögen, und zu unseren Zielen zu stehen, statt die anderer zu verwirklichen.

Bis morgen zum Dienstags-Blogpost,
Janett

Janett Menzel Angst Blog

 

Janett Menzel

Fachjournalistin & Mentorin für Life & Love Design

Schattenarbeiterin, Expertin für Angstzustände & Panikattacken, Bindungsangst (Fokus Beziehungsvermeider), Affären und Kommunikation in Partnerschaften, Emanzipation für Frauen/Männer, Heilen von transgenerationalen Mustern für die Antwort auf „Wer bin ich? Wer will ich sein?“ inkl. Mutter- und Vaterwunden.

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