Mutterwunde heilen: So löst du dein Mutterthema & Abhängigkeiten auf

Die große Mutterwunde heilen, ein bestimmtes Mutterthema zu bearbeiten oder die emotionale Abhängigkeit zur Mutter zu erkennen – all das ist für viele Erwachsene ein zentraler Schritt, um die Kindheit hinter sich zu lassen. „Die Mutterwunde“ ist dabei keine offizielle Diagnose, doch sie bietet einen Rahmen, um die langfristigen Auswirkungen einer gestörten Mutter-Tochter/Sohn-Beziehung zu verstehen. Ob du als Tochter unter der un/bewussten Erwartung gelitten hast, für die Gefühle deiner Mutter zuständig zu sein, oder als Sohn mit deiner Mutter emotional verstrickt bist, die nie Grenzen zugelassen hat: Die Beziehung zur eigenen Mutter (Mutterbindung) beeinflusst Beziehungen, Selbstwert, Karriereentscheidungen und sogar körperliche Gesundheit.

Dieser Artikel bietet psychologische Einblicke in die Mechanismen der Mutterwunde und zeigt dir, wie du sie schrittweise bearbeiten kannst. Du findest konkrete Strategien, um deine eigene Mutterbeziehung zu reflektieren, dein inneres Kind zu versorgen und dich emotional abzulösen. Hinweis: Ziel ist nicht die Abwertung deiner Mutter, sondern das Lösen jener Prägungen, die dich heute daran hindern, dich sicher, selbstbestimmt und emotional frei zu fühlen – besonders in der Beziehung zu dir und anderen.

Was ist „die Mutterwunde“ bei Frauen/Töchtern und Männern/Söhnen?

Die Mutterwunde bezeichnet das seelische Trauma, das entsteht, wenn eine Mutter ihrem Kind zwar physisch, aber nicht emotional zur Seite steht. Mit anderen Worten fehlt es an der tiefen mütterlichen Liebe und Aufmerksamkeit, die für Kinder so entscheidend ist. Bindungsforscher wie John Bowlby z. B. verglichen den Hunger eines kleinen Kindes nach der Liebe und Präsenz seiner Mutter direkt mit seinem Hunger nach Nahrung. Das zeigt, wieso Mutterwunden so tief und schmerzhaft bis ins Erwachsenenleben nachwirken können, wenn wir sie nicht eigens auflösen und heilen.

Denn bleibt die mütterliche Geborgenheit aus oder ist die Mutter emotional unzugänglich, empfindet das Kind unbewusst einen schmerzhaften Verlust – oft begleitet von tiefer Verunsicherung und unterschwelliger Wut. Selbst, wenn die Mutter nicht offen missbräuchlich oder vernachlässigend war, können emotionale Distanziertheit und fehlende Resonanz beim Kind eine erhebliche Wunde hinterlassen. Häufig wird dieses Muster leider über Generationen weitergegeben: Eine selbst verletzte Mutter kann, ohne es bewusst zu wollen, ihre unverarbeiteten Themen an die Tochter/den Sohn weiterreichen.

Die Mutterwunde bei Frauen/Töchtern zeigt sich vorwiegend als

  • Überanpassung
  • Ängste vor Ablehnung
  • und chronischer Selbstwertzweifel.

Bei Männern/Söhnen treten vermehrt auf

  • Bindungsschwierigkeiten/Bindungsvermeidung (Solltest du einen bindungsvermeidenden Mann/Partner haben, klick dich in den Link für weitere Infos.)
  • Idealisierung von Frauen (besonders jene, die der Mutter ähneln, oder die das gesamte Gegenteil der Mutter sind)
  • Misogynie (Tendenz zur Verachtung von Frauen bis hin zu Frauenhass)
  • Wut unter der Oberfläche.

In beiden Fällen ist eine ehrliche Auseinandersetzung mit deinen Kindheitsmustern erforderlich. Denn frühkindliche Prägungen durch emotionale Erpressung, Rollenvertauschung (Parentifizierung: wenn du nicht Kind sein durftest, sondern selbst „mütterlich“ sein musstest), Schuldgefühle oder fehlende Zuwendung bis hin zu Vernachlässigung, offener Abwertung und Konkurrenz/Eifersucht um den Vater oder Aufmerksamkeit an sich hinterlassen Spuren. Bei narzisstischen Müttern lies bitte auch diesen Artikel >>

Ich werde nun einmal für Frauen und einmal getrennt davon bei Männern die Anzeichen, Symptome und Auswirkungen von Mutterwunden darlegen.

Mutterwunde heilen bei Frauen und Männern

Mutterwunden bei Frauen

Mütter fungieren für Töchter als erste und prägendste Rollenvorbilder. Idealerweise vermittelt die Mutter ihrer Tochter Urvertrauen, Liebe und ein positives weibliches Selbstbild. Ist die Mutter jedoch selbst unsicher, kalt, überkritisch oder bedürftig, prägt das die emotionale Dynamik der Tochter fundamental. Viele Frauen mit Mutterwunden beschreiben deshalb, dass sie als Kind nie das Gefühl hatten, von ihrer Mutter voll akzeptiert, gesehen und bedingungslos geliebt worden zu sein. Stattdessen entstand die Überzeugung, etwas stimme mit ihnen nicht, verbunden mit Scham und dem Druck, sich verstellen zu müssen. So lernt ein Mädchen, nur die Seiten von sich zu zeigen, die die Mutter akzeptiert – alle anderen Bedürfnisse und Impulse werden unterdrückt. Psychologen beschreiben dieses Phänomen als Entfremdung vom authentischen Selbst: Das Kind passt sich der Erwartung der Mutter an und „wird zu der Vorstellung, die die Mutter von ihm hat“. Über Jahre entwickelt sich so ein falsches Selbstbild, während das wahre Selbst im Verborgenen leidet.

Typisch für eine verletzende Mutter-Tochter-Dynamik ist auch die Umkehr von Rollen. Manche Mütter erwarten – explizit oder subtil –, dass die Tochter sie emotional stützt, anstatt umgekehrt. Dieses sogenannte Parentifizieren (die Tochter wird zur „kleinen Mutter“ der eigenen Mutter) überfordert ein Kind vollkommen. Studien zeigen, dass insbesondere emotionale Zurückweisung durch die Mutter und solche Rollenumkehr tiefgreifende Folgen haben:

Wenn eine Mutter ihr Kind als „Last“ empfindet oder das Kind seine eigenen Bedürfnisse erfüllen soll, führt das später häufig zu Aggression – gegen sich selbst und gegen andere. Die Tochter wächst in einem Klima innerer Verwirrung auf: Sie liebt ihre Mutter und ist doch immer wieder verletzt von ihr. Diese Ambivalenz – das geliebte Gegenüber ist zugleich Quelle von Schmerz – löst bei dem Kind einen inneren Konflikt aus, der schwer aufgelöst werden kann. Viele Betroffene entwickeln daher früh eine übermäßige Anpassung: Sie versuchen, perfekt zu sein, um die Zuneigung der Mutter doch noch zu gewinnen. Andere ziehen sich resigniert zurück oder rebellieren offen – beide Reaktionsmuster verdecken jedoch die gleiche innere Verletzung:

das Gefühl, nicht liebenswert zu sein, so wie man ist.

Bemerkenswert ist, dass Töchter oft auch die ungelösten Themen ihrer Mütter mittragen. Eine unsichere oder traumatisierte Mutter kann unbewusst Ängste, verzerrte Glaubenssätze oder schädliche Verhaltensmuster an ihre Tochter weitergeben. Eine Mutter, die z. B. selbst unter einem geringen Selbstwert leidet, kritisiert das Aussehen oder die Leistungen der Tochter ständig, weil sie ihre eigenen Ängste und Erwartungen spiegelt. Die Tochter übernimmt diese negativen Botschaften und entwickelt ein tiefsitzendes Gefühl von Unzulänglichkeit. Bethany Webster, eine Expertin zum Thema Mutterwunden, beschrieb, dass Mädchen durch solche Prägungen lernen, sich von ihrer eigenen Wahrheit zu trennen – sie zweifeln an ihren Gefühlen und ihrem Wert, was fortwährend Angst, Scham und Selbstunsicherheit schürt. Die natürliche weibliche Selbstentfaltung wird so früh gebremst. Statt ein solides Urvertrauen in die eigene Person zu entwickeln, internalisieren viele die Stimme ihrer kritischen oder abwesenden Mutter. Dieses innere Skript lautet oft: „Du genügst nicht. Mit dir stimmt etwas nicht.“ und beeinflusst unbewusst das gesamte weitere Leben.

Anzeichen Mutterwunde

Auswirkungen im Erwachsenenalter: Anzeichen von Mutterwunden

Eine unaufgearbeitete Mutterwunde begleitet Frauen oft bis ins Erwachsenenalter hinein. Die früh erlernten emotionalen Muster und Überzeugungen zeigen sich in verschiedenen Lebensbereichen – besonders in Beziehungen, im Selbstwertgefühl, im Umgang mit Gefühlen und sogar in der körperlichen Gesundheit. Im Folgenden einige häufige Auswirkungen im Erwachsenenleben von Töchtern mit Mutterwunde:

  • Niedriges Selbstwertgefühl und Scham: Viele Frauen fühlen sich tief im Innern nicht gut genug. Die kindliche Frage „Warum hat meine Mutter mich nicht richtig lieben können?“ übersetzt sich in den Glauben, mit ihnen müsse etwas falsch sein. Selbst bei objektiven Erfolgen bleibt oft das Gefühl, nie zu genügen. Diese innere Minderwertigkeit geht häufig mit diffusen Schamgefühlen einher – einer Überzeugung, unwürdig oder defizitär zu sein. Psychologisch entspricht dies einer verinnerlichten Abwertung: Was von der Mutter an Kritik oder Lieblosigkeit kam, richtet die erwachsene Tochter nun gegen sich selbst. Sie neigt ggf. dazu, eigene Leistungen abzuwerten und sich im Vergleich mit anderen Frauen ständig schlechter zu fühlen. Dieses ständige Sich-Vergleichen – in Bezug auf Aussehen, Erfolg, Mutterrolle etc. – geht fast immer zugunsten der anderen aus und nährt den Kreislauf aus Selbstzweifeln und Scham weiter.
  • Perfektionismus und das Gefühl, „sich klein machen zu müssen“: Aus der Angst heraus, nicht liebenswert zu sein, entwickeln viele Töchter einen übersteigerten Perfektionismus. Sie glauben, Liebe verdienen zu müssen, indem sie alles richtig machen – sei es in Ausbildung, Beruf oder Familie. Fehler oder Schwächen lösen übermäßige Selbstkritik aus. Ebenso verbreitet ist das Muster, die eigene Person nicht zu viel Raum einnehmen zu lassen. Betroffene haben verinnerlicht, dass sie nur dann geliebt werden, wenn sie bescheiden, angepasst oder erfolgreich genug sind. Diese Haltung „Ich darf mich nicht wichtig nehmen“ ist häufig ein direktes Echo der mütterlichen Botschaften aus der Kindheit und führt dazu, dass Frauen ihre Bedürfnisse chronisch zurückstellen und Schwierigkeiten haben, gesunde Ansprüche zu stellen.
  • Schwierigkeiten in intimen Beziehungen: Die Beziehungserfahrungen mit der Mutter bilden unbewusst ein Modell für spätere Bindungen. Entsprechend sind bei einer Mutterwunde oft die Liebes- und Partnerschaftsbeziehungen im Erwachsenenalter belastet:
    • Verlustangst und Klammern: Frauen mit ängstlich-unsicherem Bindungsstil – oft Resultat einer instabilen Mutterbindung – haben ein tiefes Angstgefühl, erneut verlassen oder zurückgewiesen zu werden. In Partnerschaften zeigen sie dann ein starkes Bedürfnis nach Bestätigung und Nähe. Sie fürchten ständig, der Partner würde sie nicht wirklich lieben oder jederzeit gehen. Um dem vorzubeugen, neigen sie zum Klammern oder Überanpassen: Sie stellen die Bedürfnisse des Partners über die eigenen, wollen alles „richtig machen“ und suchen konstant nach Rückversicherung, geliebt zu sein. Paradoxerweise kann dieses Verhalten Beziehungen belasten – der Partner fühlt sich vielleicht erdrückt –, was wiederum die Verlustangst bestätigt. So wiederholt sich das alte Drama der unsicheren Bindung – es endet oft in einer unbewussten Anziehung zu Menschen mit vermeidenden BIndungsmustern.
    • Vermeiden von Nähe und Selbstsabotage: Andere Betroffene haben im Gegenteil einen vermeidend-unsicheren Stil entwickelt. Aus Angst vor Verletzung halten sie emotionalen Abstand, selbst in eigentlich engen Beziehungen. Sobald jemand ihnen zu nahekommt, ziehen sie sich zurück oder stoßen den anderen unbewusst weg, um sich zu schützen. Manche beenden Beziehungen abrupt, wenn sie Verwundbarkeit spüren, nach dem Motto: „Bevor du mich verlässt, verlasse ich dich.“ Diese Menschen wirken nach außen stark unabhängig, doch die Wurzel ist eine tiefe Furcht vor Zurückweisung. Auch Selbstsabotage kann auftreten: Im Innersten glauben sie vielleicht, eine stabile Liebe nicht zu verdienen, und provozieren – unbewusst – Konflikte oder Rückzüge, die eine erfüllende Partnerschaft untergraben. Dahinter steht der kindliche Glaubenssatz: „Man wird mich sowieso enttäuschen oder verlassen.“
    • Partnerwahl und Wiederholung: Bemerkenswert ist, dass viele Frauen mit Mutterwunde unbewusst Partner wählen, die Eigenschaften ihrer Mutter tragen. Ohne es zu wollen, suchen sie die vertrauten, wenn auch schmerzhaften Dynamiken erneut – sei es ein distanzierter, kritischer Partner oder jemand, der selbst viel Bedürftigkeit zeigt. Diese Wiederholungsmuster sind der Versuch der Psyche, das frühere Drama nachträglich zu bewältigen, führen aber oft zu erneuten Verletzungen. In der Psychologie nennt man das „Reinszenierung“, ich habe es überall als „Wiedergutmachungsspirale“ benannt, weil der Drang, dem Drama zu entkommen, oft weit ins Erwachsenenalter fortgesetzt wird, solange die Mutterwunde unverheilt ist.
  • Unscharfe Grenzen und Überverantwortlichkeit: Durch die gestörte mütterliche Beziehung haben viele Betroffene keine gesunden Grenzen entwickelt. Ihnen wurde vielleicht nie beigebracht, dass ihre Bedürfnisse zählen und dass man „Nein“ sagen darf. Als Erwachsene fällt es ihnen schwer, klare Grenzen zu setzen – gegenüber Forderungen anderer, aber auch gegenüber der eigenen Mutter. Manche fühlen sich weiterhin verantwortlich für das Wohlergehen der Mutter (ein Relikt der Parentifizierung) und opfern das eigene Lebensglück, um die Mutter zufriedenzustellen. Diese Frauen sagen z. B. schwierigen Eltern selten die Meinung, aus Loyalität oder Angst vor Liebesentzug. In Freundschaften oder im Job neigen sie zum People-Pleasing: Sie übernehmen zu viel, möchten es allen recht machen und können schlecht Nein sagen. Dies führt nicht selten zu Überlastung und stiller Verbitterung, wenn andere das Ausgenutztwerden als selbstverständlich hinnehmen. Das Muster rührt daher, dass die Tochter einst gelernt hat, ihre eigenen Grenzen zu ignorieren, um die Liebe der Mutter nicht zu gefährden.
  • Emotionale Regulation und Stressreaktionen: Die Mutterwunde beeinträchtigt häufig die Fähigkeit, mit Emotionen umzugehen. Viele kämpfen als Erwachsene entweder mit intensiven Gefühlsüberschwemmungen (Angstanfälle, Wutexplosionen, anhaltende Traurigkeit) oder mit Abstumpfung und Verdrängung (sie spüren ihre Bedürfnisse und Gefühle kaum noch). Beide Extreme wurzeln in der frühen Beziehung: Ohne eine feinfühlige Mutter konnten sie als Kind keinen gesunden Umgang mit starken Emotionen erlernen. Einige wurden für ihren Ärger oder Kummer sogar getadelt und haben sich deshalb antrainiert, unangenehme Gefühle wegzudrücken. Die Folgen zeigen sich z. B. in erhöhter Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen oder Rückzugstendenzen in belastenden Situationen. Der Traumatherapeut Gabor Maté beschrieb, dass ein Mangel an sicherer Bindung die Stressverarbeitung des Kindes nachhaltig stört – das Nervensystem pendelt dann im Erwachsenenalter oft zwischen Übererregung (Daueralarm, Reizbarkeit) und Untererregung (Erschöpfung, Depressivität), da die innere Regulierung nie ausreichend gelernt wurde. Hinzu kommt: Wer in der Kindheit Gefühle allein bewältigen musste, neigt als Erwachsener dazu, seelischen Schmerz etwa durch Suchtverhalten (z. B. Essstörungen, Alkohol, exzessives Arbeiten) zu beantworten. Andere entwickeln Angststörungen oder Depressionen, etwa weil alte Ohnmachtsgefühle wieder hochkommen.
  • Der innere Mutteranteil: Oft wird auch ein sehr kritischer innerer Dialog beobachtet: ein strenger innerer „Mutter-“ oder „Richter“-Anteil, der jede Regung kommentiert und abwertet. Diese innere Stimme kann z. B. bei kleinsten Fehlern flüstern: „Stell dich nicht so an. Reiß dich zusammen“ – genau wie es die reale Mutter vielleicht getan hat. Diese innere Mutterfigur hält das verletzte Kind in Schach („Du bist so empfindlich“ oder „Wenn du X nicht tust, enttäuschst du alle.“). In der Psychologie nennt man das Introjekt: eine eingeflüsterte Überzeugung der Mutter, die zur eigenen Überzeugung wurde. Dieser innere Kritiker hält die Wunde offen.
  • Körperliche Symptome: Körper und Psyche sind eng verknüpft, besonders bei frühen Bindungstraumata. Chronischer seelischer Stress, wie er durch eine unsichere Mutterbindung entsteht, landet buchstäblich im Zellgedächtnis des Körpers. Betroffene berichten über vielfältige Beschwerden:
    • anhaltende innere Unruhe
    • Schlafstörungen
    • psychosomatische Schmerzen (etwa Kopf-, Nacken- oder Bauchschmerzen ohne organische Ursache)
    • oder stressbedingte Krankheiten.
    • Tatsächlich zeigen Langzeitstudien, dass schwere Kindheitsbelastungen biologische Spuren hinterlassen – etwa ein dauerhaft übererregtes Stresshormonsystem, eine erhöhte Entzündungsbereitschaft oder ein geschwächtes Immunsystem.
    • Maté weist darauf hin, dass unverarbeiteter emotionaler Schmerz sich nicht selten in Form von chronischen Krankheiten äußert. So wird z. B. ein durchgängiger Gefühlsdruck (etwa Kummer und Wut, die nie ausgedrückt wurden) vom Körper oft in Beschwerden „übersetzt“, sei es Migräne, Magenleiden oder Autoimmunerkrankungen.

 

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Frauen sind hierbei besonders vulnerabel: Ihre Stressfaktoren – gerade, wenn sie als erwachsene Frauen die Rollen von Berufstätigen, Müttern und Töchtern gleichzeitig stemmen – werden oft übersehen. Die Mutterwunde kann also über psychische Effekte hinaus auch somatische Folgen haben. Wichtig ist jedoch: Diese Reaktionen des Körpers sind Bewältigungsversuche und Warnsignale, keine „Einbildung“. Sie zeigen, wie sehr das innere Kind in Alarmbereitschaft geblieben ist.

Erwachsene Töchter mit einer Mutterwunde fühlen sich daher oft innerlich unvollständig oder verletzlich. Sie tragen eine kindliche Sehnsucht nach bedingungsloser Liebe in sich, gepaart mit der tiefen Überzeugung, diese nicht verdient zu haben. Dieses unsichtbare Loch beeinflusst Beziehungen, Selbstbild und Lebensqualität enorm. Doch so überwältigend diese Prägungen auch erscheinen – sie können verstanden und geheilt werden. Ein erster Schritt dazu ist, das verletzte innere Kind in sich zu erkennen.

Das innere Kind bei Mutterwunden heilen

Das verletzte innere Kind der Tochter

In jedem Menschen existieren gleichsam innere Anteile, die verschiedene Alters- und Gefühlszustände repräsentieren. Bei einer Frau mit Mutterwunde ist insbesondere das innere Kind – also die kindliche Seele in ihr – noch immer wund und aktiv. Dieser junge Ich-Anteil trägt die Erinnerungen an die Zurückweisungen, Ängste und Bedürfnisse von damals. Im Erwachsenenalter meldet er sich vor allem in Situationen, die an das frühere Schmerzgefühl rühren. So kann es etwa passieren, dass eine gestandene Frau plötzlich mit Gefühlen extremer Hilflosigkeit oder Verzweiflung reagiert, wenn sie Kritik erfährt oder sich allein gelassen fühlt – das ist das kleine Mädchen in ihr, das wieder die Angst hat, nicht geliebt zu werden.

Dieses verletzte innere Kind zeigt sich in verschiedenen Verkleidungen: Manche erleben es als traurigen, sehnsuchtsvollen Anteil, der sich nach Wärme verzehrt – z. B. als tiefe Melancholie oder Einsamkeit inmitten anderer. Andere spüren ein wütendes Kind in sich, das rebelliert, wann immer es sich ohnmächtig fühlt. Wieder andere haben einen sehr angepassten, braven Kinderanteil entwickelt, der automatisch auf Harmonisierung schaltet, sobald Konflikte drohen. All diese Zustände sind psychische Überlebensstrategien aus der Kindheit, die in der Gegenwart weiter aktiv sind. Solange die ursprüngliche Wunde nicht geheilt ist, „kapert“ das innere Kind in Stressmomenten oft das Ruder – die erwachsene Frau fühlt sich dann plötzlich klein, bedürftig oder verzweifelt, obwohl ihr erwachsenes Bewusstsein weiß, dass sie heute ganz andere Möglichkeiten hat.

Um zu heilen, ist es zentral, eine neue innere Beziehung zu diesem Kind aufzubauen. In der Traumatherapie hat sich gezeigt, dass die verletzten Kindanteile wahrgenommen und mitfühlend „nachbeeltert“ werden müssen, damit nachhaltige Veränderungen passieren. Die erwachsene Frau darf lernen, die liebevolle, tröstende Instanz für ihr eigenes inneres Kind zu werden – gewissermaßen sich selbst die Mutter zu sein, die sie gebraucht hätte. Das erfordert zunächst, das innere Kind überhaupt zu spüren und ernst zu nehmen. Viele haben es so lange verdrängt, dass seine Stimme ganz leise geworden ist. Doch es meldet sich über Gefühle: immer, wenn unverhältnismäßige Verzweiflung, Angst oder Wut aufkommen, lohnt es sich hinzuschauen, ob hier das kleine Mädchen in Alarm ist.

Mutterwunde heilen: wirksame Wege und Methoden

Deine Mutterwunde heilen: 6 wirksame Wege

Indem die erwachsene Frau achtsam nach innen lauscht, kann sie einen Dialog mit dem jüngeren inneren Selbstanteil führen. Dieser – das Gespräch zwischen der Erwachsenen und dem Kind in uns – ist ein machtvolles Werkzeug auf dem Heilungsweg. Bevor wir darauf näher eingehen, sei betont: Die Mutterwunde heilen mag ein langer Weg, je nachdem, was du mit deiner Mutter durchgemacht hast, aber es ist absolut möglich. Diese Reise erfordert Mut und Geduld, denn wir müssen sehr frühe Verletzungen aufspüren und neu verhandeln.

Im Folgenden zeige ich dir einige Wege auf, wie Frauen diesen Prozess gestalten können – sowohl auf konzeptioneller Ebene (Verständnis und Neuorientierung) als auch ganz praktisch im Alltag.

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Herzlichst
Janett Menzel

 

Quellen

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Janett Menzel

Fachjournalistin & Mentorin für Life & Love Design

Schattenarbeiterin, Expertin für Angstzustände & Panikattacken, Bindungsangst (Fokus Beziehungsvermeider), Affären und Kommunikation in Partnerschaften, Emanzipation für Frauen/Männer, Heilen von transgenerationalen Mustern für die Antwort auf „Wer bin ich? Wer will ich sein?“ inkl. Mutter- und Vaterwunden.

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