Führungskräfteoptimierung steht hoch im Kurs. Wie viele Mängel deutscher Führungskräfte schwammen in letzter Zeit durch die Presse: übertriebene Leistungsforderungen, fehlende Mitarbeitermotivation, Mikromanagement. Dabei kann ein etwas unkonventioneller Chef/Leiter/Manager eines Teams entscheidend für die Handlungskompetenz und Zukunft von Unternehmen sein. Eine Methode zur Selbstoptimierung von Führungskräften ist das Schreibdenken, eine Art Brainstorming in schriftlicher Form. Entwickelt wurde sie von Ulrike Scheuermann.
Wozu Führungskräfteoptimierung?
Wofür brauchen Unternehmen überhaupt Führungskräfteoptimierung?
Neueste Forschungsergebnisse des LMU Center for Leadership and People Management zeigen, wie wichtig exzellente Kommunikations- und Führungsstrategien für die Motivation der Mitarbeiter und somit den Erfolg eines Unternehmens und seiner Produkte sind. Laut Prof. Dieter Frey, Leiter des LMU Centers, stehen diese in direktem Zusammenhang mit der Zufriedenheit der Kunden und sei “abhängig von der täglichen Leistung der Mitarbeiter. Wenn die Mitarbeiter sich schlecht behandelt fühlen, werden sie auf Dauer keine gute Arbeit abliefern und sich weder mit der Aufgabe, noch dem Chef oder der Organisation identifizieren“, sagte er der Süddeutschen Zeitung in einem Interview.
Wie das Harvard Business Manager Magazin berichtete, würden Mitarbeiter ebenfalls erwarten, dass sie ihre Potenziale einbringen können und mit echten Herausforderungen konfrontiert werden. Das Team komplexere Aufgaben – auch agil – lösen zu lassen, ihm neue Projekte anzuvertrauen, für die sie ihre Kompetenzen erweitern können, und ungewohnte Probleme angehen zu lassen, wären einige Schritte für die Motivation unterforderter Mitarbeiter. Immerhin würde nur jeder vierte Deutsche „seiner Arbeit mit Enthusiasmus nach[gehen]. 55 Prozent besetzen täglich ihre Kostenstelle, leisten Dienst nach Vorschrift und fallen weder positiv noch negativ weiter auf“, so Focus Online. Es gebe jedoch diese 20 Prozent, die das Arbeitsklima durch ihre Demotivation derart vergiften, dass sie für das Unternehmen schädlich werden. Dies sei aber das Resultat einer schlechten Führung, so der Autor Steven Sonsino, der in seinem neuesten Buch „Seven failings of really useless leaders“ die No-Go’s für Vorgesetzte beschreibt. „Ganze 49 Prozent der Gesamtleistung (der Mitarbeiter) muss die Führungsetage […] herauskitzeln.“
Diese Ergebnisse zeigen, wie essentiell Führungskräfteoptimierung ist – für alle Seiten. Mitunter wirken kleinere Techniken zur Entfaltung der Mitarbeiterpotenziale bereits Wunder. Zum Beispiel würde sich eine Auseinandersetzung mit den Themen Inspiration und Motivation lohnen. Nur wie kommt man als Vorgesetzter an das verborgene Wissen der Mitarbeiter und an ihre verschüttete Kreativität?
Zum Beispiel, in dem man sie schreiben lässt.
Schreibdenken als Performance-Instrument für Führungskräfte
Vorgesetzte und Mitarbeiter können Schreiben für verschiedene Zwecke nutzen – nicht nur, um Dampf abzulassen, sich auf schwierige Gespräche vorzubereiten und sich damit auseinanderzusetzen. Auch Ideen für neue Produkte oder Weiterentwicklungen bestehender Produkte, Bundles, Ideen für die Kundengewinnung und Kundenbindung usw. ergeben sich meist „wie von allein“, wenn man seine Gedanken im Schreiben fließen lässt. Da eignet sich das sogenannte Schreibdenken, entwickelt von Ulrike Scheuermann, hervorragend.
Ich bin ein großer Fan dieser Technik und wende sie gern an. Ich lege sie jedem ans Herz, der
- sich zu den Introvertierten und Hochbegabten zählt
- hochsensibel ist
- schüchtern ist
- gern selbstständig und eigenständig (auch allein) arbeitet und denkt
- längere Zeit braucht, um sich Stärken, Schwächen, Potenziale und Risiken zu verdeutlichen
- Schwierigkeiten hat, sich in terminierten Meetings auf die Minute genau Gedanken zu machen und diese dort und dann zu vollenden
- Sachen gern mit sich selbst ausmacht oder es muss, weil das Umfeld es nicht anders hergibt
Es lassen sich damit auch Konkurrenzdynamiken ausschalten; jeder Mitarbeiter erhält seinen Raum für seine Ideen und Gedanken. Es gibt viele Anwendungsmöglichkeiten, die Frau Scheuermann in ihrem Buch „Schreibdenken – Schreiben als Denk- und Lernwerkzeug nutzen und vermitteln“ benennt. Besonders im Arbeitsumfeld erwies sich ihre Technik als herausragend.
Meine Erfahrungen mit Schreibdenken
Wenn ich Ideen entwickele, kommen mir sofort neue oder abgewandelte Ideen, die ich wiederum mit anderen Projekten verknüpfe. Wenn ich eine aufschreibe, entwickele ich gleich die anderen mit und weiter. Ich denke schreibend. Aber auch im privaten Bereich löst das Schreibdenken viele Knoten auf: Es ist nicht nur eine Form des Entladens bestimmter Gefühle, sondern verknüpft ein Weiterbearbeiten dieser Gefühle mit Problemlösungsstrategien. Im normalen, alleinigen Denken werden wir meist abgelenkt. Aber im Schreiben bleiben wir bei uns.
Wenn man seinen Mitarbeitern oder sich selbst als Vorgesetzter erlaubt, sich Zeit für eine Aufgabe zu nehmen, in dem man sich mit Zettel und Stift vor einem Meeting hinsetzt, die tatsächlichen Ziele und eventuellen Probleme auf dem Weg dorthin schreibend verdeutlicht, erfährt man eine Art Katharsis. Welche Blockaden hinter vermeintlichen Schwierigkeiten stecken, was tatsächlich blockiert, wo man im aktuellen Projekt ansetzen sollte u. v. m.: Das enthüllt sich auf dem Papier. Statt nur zu denken und die nützlichen Gedanken später nicht mehr von den nutzlosen unterscheiden zu können, werden alle Gedanken festgehalten und können sich sowohl entfalten als auch weiterentwickeln.
Mehr zum Thema Schreiben als Werkzeug gibt es hier >> Schreiben für die Psychohygiene, um Gutes & Schlechtes loszulassen
0 Kommentare