BEZIEHUNGSANGST

Beziehungen sind schön, sie nähren uns, sie geben uns Kraft, auch in schwierigen Zeiten in uns zu ruhen und Halt zu erfahren. Doch wie kann es geschehen, dass einige Menschen Beziehungsangst entwickeln? Kommt wirklich alles aus der Kindheit und von den Eltern?

 

Beziehungsangst: Allgemeines zur Verbindung von Beziehung und Angst

Die Autoren Carter und Sokol widmen sich in ihrem Bestseller „So nah und doch so fern“ (2011) dem Thema Beziehungsangst und geben wertvolle Tipps und Antworten: Was unterscheidet eine Partnerschaft mit Beziehungsangst von einer vertrauensvollen Partnerschaft ohne solche nähe und distanz in einer on-off-beziehung zeigen beziehungsangst, auch bindungsangst, genanntBeziehungsprobleme? Was kann man als Betroffener tun? Welche Hilfe kann man sich selbst geben?

„Wir definieren feste Bindung als das Versprechen, mit guten Absichten Partner in einer monogamen, zeitlich unbegrenzten, verantwortungsvollen und realistischen Beziehung zu sein.“ „…das sind die Merkmale der Bereitschaft, eine Beziehung zu pflegen und selbst in Zeiten daran zu arbeiten, in denen es leichter wäre, einfach Schluss zu machen.“ Doch bindungsphobische Beziehungen seien „Beziehungen, die dadurch gekennzeichnet sind, dass ein Partner mehr >>will<< und der andere >>mehr Raum für sich<< beansprucht.“ (ebenda.) Dies zeigt sich nicht erst nach Jahren in einer Partnerschaft, sondern bereits während der Partnersuche. Wäre die Angst eine Person, so würde sie den Menschen mit Bindungsangst einem Test unterziehen, um zu sehen, ob der Mensch bereit ist, sich selbst eine Hilfe zu sein, indem er die Ursachen seiner Angst erkennt. Auch die andere Seite, die oft unter dem Bindungsängstlichen leidet, kann erste Anzeichen erkennen.

Beispiele für Beziehungsangst

Beziehungsangst kann sich in Form von Angst vor Nähe, Angst vor Trennung, Angst vor Selbstverlust bis hin zu Angst vor Verlust der eigenen Gefühle ausdrücken. Wir alle haben schon einmal jemanden kennen- oder lieben gelernt, der vor uns und den Liebesgefühlen in einer Partnerschaft, die wir für den- oder diejenige hatten, davongelaufen ist. Trennung erschien demjenigen leichter.

Oder wir haben an uns selbst festgestellt, dass wir in einer Beziehung verstärkt Distanz gesucht haben, die wir dann „Raum für uns selbst“ oder „Zeit für uns“ nannten. Wir kennen Menschen, die nie lange Beziehungen hatten oder häufig wechselnde Partner und irgendwie immer auf Partnersuche sind.

Auch Menschen, bei denen die Zeit zwischen den Beziehungen immer recht kurz war, kennen wir, die mit einer festen Bindung Einschränkung, Einengung oder Opfer verbinden. Sie haben lieber idealisierte Vorstellungen eines Partners zum Tagträumen, als die Risiken und Schwächen, als sich den Schwächen der Liebe zu stellen. Dazu gehört auch, die Schwächen des Partners genauso zu lieben, wie die Potenziale und Stärken.

Wir wissen um die vielen Menschen, die sich irgendwie immer den Falschen aussuchen, zufällig mal wieder an jemanden geraten, der nicht erreichbar ist oder ganz offensichtlich willentlich vergeben oder desinteressiert, bindungsunwillig, ist. Diese starke Kritik an einem möglichen Partner, an dem plötzlich alles falsch und ungenügend zu sein scheint, das lange Hinterhertrauern, der anhaltende Trennungs- oder Verlustschmerz, der Kummer über eine enttäuschte Sehnsucht, die nicht erfüllt wurde, oder eine wiederholte Ablehnung von ersehnten Partnern:

All das signalisiert Bindungsängste, sei es bei einem selbst oder beim Gegenüber.

Beziehungsangst erleiden Männer wie Frauen

Beziehungen können sowohl Angst nehmen, als auch schaffen

…so die Psychoanalytikerin und Autorin Verena Kast in ihrem Buch Vom Sinn der Angst. Besonders, wenn man in einer Beziehung einen besonders geschätzten „Bereich“ droht zu verlieren (ob die Drohung nun realistisch ist oder nicht), können sich solche Ängste ausbreiten. Diese Bereiche konzentrieren sich zum Beispiel auf

  • das eigene Selbst,
  • die Selbstständigkeit (Autonomie),
  • den Selbstwert (und damit die Identität),
  • die Beziehung an sich als Wert und
  • ihre darin gelebten Gefühle.
Beziehungsängste sind demnach Ängste, diese Werte zu verlieren. Dieser Verlust kann sich sowohl in eigener (gefürchteter) Trennung zeigen oder durch Angst, dass sich der Partner trennt. Denn Letzteres beziehen wir häufig negativ auf uns: Wir geben uns die Schuld, fühlen uns gar liebensunwürdig oder ungenügend. Auch so kann Bindungsangst entstehen.

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